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Der Schularbeitskreis … Nachruf auf eine Institution

 

Alles hat seine Zeit. Und die des Schularbeitskreises ist nun zu unsrer aller Bedauern vorüber.

Aber was war das für eine Institution, die wir heute zu »Grabe tragen«? Um das zu erklären, müssen wir die Zeit zurückstellen. Es war im Jahr 1983. Frau Krause – seinerzeit Vorsitzende des Gemeindekirchenrats (GKR) – ging in Rente und wollte etwas Soziales tun, am besten mit Kindern. Und da sie schon als Schülerin Nachhilfe gegeben hatte, dachte sie an etwas Ähnliches: Kindern sollte Hilfe beim gesamten Grundschulstoff kostenlos angeboten werden, und zwar anhand der Schularbeiten. Daher der Name!

Gemeinsam mit Frau Noack, die sich für diese Idee ebenfalls begeisterte, starteten sie mit fünf Kindern. Das Ganze fand viel Zustimmung sowohl bei Eltern als auch bei Gemeindemitgliedern. Und so wuchs der Schularbeitskreis schnell, was nicht zuletzt einem engen Kontakt zur Sachsenwald-Grundschule und zu deren Eltern zu verdanken war. Zehn Jahre später erreichte der Schularbeitskreis mit 15 Helfern und 30 Schülern seine größte Ausdehnung. Die Helfer waren Rentner aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und kamen aus Freude an der Arbeit mit Kindern an mehreren Tagen in der Woche, so dass trotz der hohen Schülerzahl ein individueller Unterricht möglich war, da ja auch die Schülerinnen und Schüler nicht alle gleichzeitig kamen. Durch die regelmäßige Zusammenarbeit zwischen ihnen auf der einen Seite und den Helfern auf der anderen entstand eine gewisse Routine: Letztere bekamen jeweils eine Schülerin oder einen Schüler von Frau Krause zugeteilt, für gute Schulzensuren und zum Geburtstag gab es Süßigkeiten, und am Tag der Zeugnisse kamen viele Helfer, um zu loben oder Trost zu spenden.
So ging es über viele Jahre, in denen sich allerdings das Umfeld allmählich änderte. Die Ganztagsschule wurde flächendeckend angeboten, und der Schulschluss wurde  immer weiter in den Nachmittag verlegt. Außerdem nahmen viele Kinder an Freizeitangeboten in Sport oder musischen Fächern teil, so dass sie spät und oft müde zum Schularbeitskreis kamen. Meist reichte es gerade noch für die Hausaufgaben, bevor die Konzentration völlig zusammenbrach. Das führte letztendlich zu einer nach und nach zurückgehenden Zahl an teilnehmenden Kindern.
2005 geschah dann das nahezu Undenkbare: Frau Krause wurde krank und konnte den Schularbeitskreis nicht mehr leiten. Da sie sein Dreh- und Angelpunkt  war, brach das ganze System zusammen. Niemand war bereit, die unmittelbare Nachfolge und die damit verbundene Arbeitsbelastung zu übernehmen, und der Schularbeitskreis hörte auf zu existieren.

Wichtiger Baustein kirchlicher Sozialarbeit

Um einen so wichtigen Baustein kirchlicher Sozialarbeit nicht einfach verschwinden zu lassen, rief unsere Pfarrerin drei Monate später alle ehemaligen Helfer zusammen und fragte nach, wie und unter welchen Bedingungen der Schularbeitskreis seine Arbeit wieder aufnehmen könnte. In diesem Treffen wurde das Angebot neu erfunden. Es fanden sich vier Koordinatoren, die bereit waren, die organisatorischen Aufgaben zur Weiterführung in die Hand zu nehmen. Die Wiedereröffnung brauchte einige Zeit, um neue Helfer und Schüler zu gewinnen. Beides gelang, und bald bestand die Gruppe wieder aus 20 Schülern und zwölf Helfern. Der Kontakt zur Sachsenwald-Grundschule wurde neu belebt, und es gab sogar ein Treffen der Helfer mit den dortigen Eltern. Auch das Treffen aller – selbstredend – ehrenamtlich Aktiven einmal im Jahr wurde wieder eingeführt, wobei die Pfarrerin als »Dankeschön« die Getränke spendierte.

Die infolge der Corona-Epidemie 2021/22 verordnete Schulschließung in Berlin zwang auch den Schularbeitskreis, seine Arbeit einzustellen. Diese Zwangspause führte dazu, dass viele Helfer die Gelegenheit ergriffen, vornehmlich aus Altersgründen ihren Dienst zu quittieren. Als dann der Schulbetrieb mit Präsenzunterricht wieder anlief, kamen auch viele Schüler trotz elterlicher Zusicherung nicht mehr in den Schularbeitskreis. Mangels ehrenamtlicher Mitstreiter musste man außerdem auf das Angebot am Freitag verzichten, konnte nur noch den Montag und den Mittwoch anbieten. Gespräche mit der Leitung der Sachsenwald-Grundschule ergaben, dass bis auf weiteres nicht mit ernsthaftem Interesse seitens der Kinder aus dieser Schule zu rechnen sei, zum einen wegen des durch Corona veränderten elterlichen Umfelds als auch aufgrund des inzwischen deutlich verbesserten Ganztagsangebots seitens der Schule. Schließlich waren es nur noch sieben Kinder und vier Helfer, die regelmäßig kamen. Da obendrein nur noch sehr selten klassische Schularbeiten zu bewältigen waren, gestaltete sich so manche Unterrichtsstunde ziemlich chaotisch.
Zwar konnten neue Helferinnen und Helfer gewonnen werden,  aber niemand blieb länger als ein paar Wochen dabei, und die Position eines Koordinators wollte schon gar keiner übernehmen. All dies trug dazu bei, die frühere Begeisterung der verbliebenen Ehrenamtlichen deutlich zu dämpfen. Und so wurde in einem ersten Gespräch mit der Pfarrerin Andrea Köppen die Schließung des Schularbeitskreises in Erwägung gezogen. Wie gege-benenfalls der Betrieb dennoch aufrecht erhalten bleiben könnte, ließ sich auch in allen nachfolgenden Gesprächen nicht befriedigend klären. Daher hat Frau Köppen dem GKR letztlich schweren Herzens empfohlen, der Schließung des Schularbeitskreises zuzustimmen. Als auch von dieser Seite trotz intensiver Diskussionen keine rettende Idee kam, wurde beschlossen, dieses Engagementen mit den großen Ferien 2022 zu beenden.
Alles hat seine Zeit …. vielleicht gibt es ja dereinst eine solche, in der eine Institution, wie es der Schularbeitskreis der Lukas-Kirchengemeinde über viele viele Jahre hinweg war, wieder gefragt ist.

Martin Zschimmer, Lutz Kußmann

 

 

Letzte Änderung am: 28.02.2023